Entstehung
Der Chen-Stil des Taijiquan wurde im 17. Jahrhundert von der Familie Chen im Dorf Chenjiagou entwickelt und über Generationen hinweg hauptsächlich innerhalb der Familie weitergegeben. Seine Entstehung wird im Allgemeinen Chen Wangting (陈王廷, 1597–1664, 9. Generation) zugeschrieben, einem General der Ming-Dynastie, der sich nach dem Fall dieser nicht nur den Kampfkünsten, sondern auch den daoistischen Traditionen widmete.
Chen Wangting schuf mehrere Boxformen, darunter eine Langform mit 108 Figuren und eine Form Paochui "Kanonenfaust", sowie die Übungen der "Schiebenden Hände" (Tuishou) und der "Klebenden Speere". Die äußere Form seiner Figuren geht hauptsächlich auf "Die 32 Formen des Boxens" von General Qi Jiguang (16. Jahrhundert) zurück, er änderte diese jedoch entsprechend seinen Erkenntnissen ab, die er aus dem Studium des Daoyin und des Tuna (daoistische Übungssysteme, die auch die Grundlage vieler Qi Gong-Stile bilden), sowie eines daoistischen Alchemie-Klassikers, des Huang Ting Jing (oder Huang ting nei wai yu jing jing - Klassiker des gelben Innenhofes über die innere und äußere Jadelandschaft) von Frau Wei Huacun (etwa 251–334 n.Chr.), gewonnen hatte. So entstand eine Kampfkunst, die gleichzeitig als Medium einer grundlegenden körperlichen, charakterlichen und spirituellen Transformation des Menschen dient.
Inwieweit es bei der Entstehung Einflüsse aus der Kampfkunst und den Traditionen der daoistischen Klöster der Wudang-Berge gegeben hat, ist umstritten. Zumindest die Bezeichnung Taijiquan für die Kampfkunst ist jedoch eindeutig auf Mitglieder der Chen-Familie zurückzuführen.